Energiegeschichten aus dem Ruhrgebiet
Ergebnisse aus den Beteiligungsprojekten zum Thema „Energie zuhause?!“
Menschen aus Oberhausen und dem Ruhrgebiet haben im Rahmen des Fotowettbewerbs und während eines Workshops zum Thema „Energie zuhause?!“ ihre Energiegeschichten geteilt.
Mit eigenen Fotos und Bildimpulsen schilderten die Teilnehmer*innen ihre Alltagserfahrungen mit Energie in den eigenen vier Wänden. Die Vielfalt der Erzählungen verdeutlicht, wie individuell und persönlich der eigene Energienutzung ist.
Die Energiegeschichten zeigen, wie spürbar Energie den Alltag der Sprecher*innen prägt. Sie machen sichtbar, mit welchen Sorgen und Ängsten, aber auch mit welchen Ideen und Lösungen Menschen der Energiewende vor Ort begegnen. Vom Verzicht auf neue Geräte und Möbel, über energiesparendes Verhalten im Alltag bis zur Produktion von Energie auf dem eigenen Balkon wurden diverse Aspekte der Energiewende thematisiert. Es wird klar: Energie ist mehr als nur Strom aus der Steckdose.
Geschichten im Überblick
Grauer Energie auf der Spur
Anja lebt in Duisburg und arbeitet an einer Universität. In ihrer Freizeit trifft sie gerne Freunde und beschäftigt sich mit dem Thema Energie und Energieeinsparung im eigenen Zuhause. Für sie ist es von großer Bedeutung, sowohl im Kleinen als auch im Großen Verantwortung zu übernehmen.
„Ihr seht auf dem Foto meinen Schrank, den ich in der Diakonie in Duisburg Hochfeld gekauft habe. In dieses Kaufhaus gehe ich regelmäßig und habe dort auch schon ganz oft Kleidung für mich und meine Tochter, Geschirr und Bilder gekauft. Ganz stolz bin ich auch auf meinen Pfannenwender, den es in dieser Form gar nicht mehr zu kaufen gibt, obwohl die Form total gut durchdacht ist. Der Laden ist nicht schön, aber es gibt dort viele tolle Überraschungen, wenn man ein bisschen Zeit mitbringt. Und natürlich ist alles extrem unterpreisig. Was wir ja oft vergessen ist, dass all die Möbel mit denen wir uns zuhause umgeben, auch Energie brauchen – graue Energie! Damit wird die Energiemenge bezeichnet, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Produktes – oder eines Gebäudes – benötigt wird.“
Selbst Machen
Dirk lebt in Oberhausen und ist mittlerweile im Vorruhestand. Er fährt gerne Rad und ist Fan des Fußballvereines Rot-Weiß Oberhausen.
„Ich habe mir in diesem Jahr ein neues Balkonkraftwerk gebaut. Warum ich das mache? Es ist faszinierend, selbst Strom für Stand-by Geräte, wie Kühlschrank oder die Küchenuhr, zu produzieren und es ist ziemlich einfach. Ich habe bereits seit 1985 ein Modul von Siemens, das sieht man links unten.
Mein Balkon macht es möglich, dass ich die Module ganz einfach an der Seite anbringen kann. Von Februar bis September 2024 habe ich 16 kW/h geerntet und damit 6 Euro gespart. Was in der Zukunft geht, kann ich nicht sagen, das hängt vom Wetter ab!“
Energiezahlen
Michael lebt im Ruhrgebiet und fährt die meisten Strecken mit dem Rad, weil es ihm Spaß macht und ihn fit hält.
„Ich führe eine Stromverbrauchs-Exceltabelle. Die Exceltabelle habe ich vor 15 Jahren begonnen, als im Bekanntenkreis die Frage aufkam, wie viel Strom man denn wohl verbraucht. Richtig beantworten konnte diese Frage niemand und ich fragte mich: Warum kann ich die Frage eigentlich nicht beantworten? Es ist doch wichtig, was zum eigenen Stromverbrauch zu wissen. Somit legte ich eine Tabelle an, in der ich systematisch nach Kalenderwochen unterteilt meinen Stromverbrauch festhielt.
Diese Liste führe ich bis heute fort, und kann so Verhaltensänderungen auch in Zahlen als Erfolg erkennen. Wenn man seine warme Duschzeit verringert, eine sparsamere Spülmaschine oder einen Kühlschrank kauft und das Vorheizen des Backofens weglässt. Auch die Nutzung der Restwärme des Ofens macht sich bemerkbar. So ist die Tabelle für mich zu einem guten Mittel geworden, meine eigene Achtsamkeit im Hinblick auf meinen Stromverbrauch zu schulen.“
Hohe Kosten beim Heizen
Ute wohnt und arbeitet in Oberhausen.
„Da die Heizkosten meines Erachtens aktuell extrem hoch sind, wurde mein Haus gedämmt, die Fenster erneuert und die Zimmertüren bleiben stets geschlossen, so dass möglichst wenig Wärme entweichen kann. Stoßlüften, Raumtemperatur bei Abwesenheit senken, das gehört alles zum Pflichtprogramm. Allerdings musste ich auch 2024, dem heißesten Jahr seit Wetteraufzeichnung bis in den Juni hinein heizen. Die Temperaturen lagen stellenweise bei nur um die 7° Celsius, und Mitte September bei ähnlichen Außentemperaturen, war ich tatsächlich schon fast versucht, die Heizung wieder in Betrieb zu nehmen. Das heißt, es gibt in diesem Jahr effektiv lediglich drei Monate, in denen ich nicht gerne heizen würde. Wenn ich es richtig erinnere, war es in Vorjahren ähnlich, dass die Nichtheizperiode nur rund drei Monate betrug. So ist es für mich schwierig, Energiekosten zu senken und Ressourcen zu schonen.“
Deckel drauf
Michael lebt in Oberhausen und nimmt kleinere Bauarbeiten an seinem Haus selbst in die Hand.
„Eine Photovoltaik-Anlage kann ich räumlich nicht installieren. Unser Haus ist auch bereits gut gedämmt. Wir versuchen darum, durch „Kleinigkeiten“ Energie zu sparen. Zum Beispiel achten wir beim Kochen darauf, möglichst Deckel auf Töpfen und Pfannen zu verwenden. In der Regel kann man schneller runterschalten und auch die Garzeit wird verkürzt. Auch die „üblichen Verdächtigen“, wie den Einsatz energiesparender Geräte und Verbrauchsmittel, zum Beispiel mit LED statt Glühbirnen oder den vernünftigen Einsatz der Heizung mit richtiger Raumlüftung, versuchen wir schon seit langer Zeit in unseren Alltag bestmöglich zu integrieren.“
Offline
Fabio studiert dual in Duisburg und verbringt beruflich viel Zeit am Computer.
„Mein Foto zeigt die Mehrfachsteckerleiste mit Ausschalter, die ich an einem Schreibtisch installiert habe. Mit einer Mehrfachsteckdose kann ich meinen Energieverbrauch besser regulieren und Standby-Strom vermeiden. Wenn ich den Hauptschalter an der Leiste ausschalte, trenne ich alle angeschlossenen Geräte gleichzeitig vom Strom. So sorge ich dafür, dass nichts unnötig im Standby-Modus Strom verbraucht, was mir oft gar nicht auffallen würde, aber auf Dauer die Stromrechnung in die Höhe treibt.“
Energie sparen für mehr Klimaschutz
Cornelia wohnt in Oberhausen, ist aktive Umweltschützerin und interessiert sich für Energie zuhause, weil jede und jeder von uns durch energiebewusstes Verhalten zum Klimaschutz beitragen kann.
„Für mich ist Heizen ein wichtiges Thema, wenn es um Energie sparen geht. Wir brauchen mehr Klimaschutzmaßnahmen – und das Energiesparen beim Heizen gehört dazu! Natürlich kann man dies einerseits durch die Sanierung von alten Heizungssystemen wie diesem, was man auf dem Bild sieht, erreichen. Die Positionierung des Heizkörpers direkt unter der Fensterbank ist sehr ungünstig für die Wärmeverteilung im Raum – folglich muss mehr und länger geheizt werden als nötig. Doch auch durch das Ändern der eigenen Gewohnheiten kann viel Energie gespart werden. Muss es in jedem Raum gleichermaßen warm sein? Oder wäre es nicht besser, durch entsprechende Kleidung weniger heizen zu müssen und Energie einzusparen?“
Im Zwiebellook
Livia lebt in Duisburg und arbeitet aktuell in Oberhausen. Sie mag Katzen und lustige Menschen. Sie bastelt gerne und liebt es, neue Ideen auszuprobieren.
„Auf dem Foto seht ihr meinen Arm im Winter, hier mit vier sichtbaren Pulloverschichten (drei davon aus Wolle), darunter – hier nicht sichtbar – ist noch ein T-Shirt. Ich mache im Winter fast nie die Heizung an. Aus Gewohnheit, aber inzwischen auch bewusst, um Ressourcen zu sparen. Ich bin in Italien mit meiner alleinerziehenden Mutter aufgewachsen. Als Alleinerziehende musste sie die Ausgaben stets im Auge behalten -und Heizkosten können sehr teuer sein. Und so kam es, dass es nach wie vor heißt: Wenn es kalt ist, wird man sich entsprechend angezogen. Und nein, in der Toskana sind es nicht immer 35° Celsius und im Winter kann es auch sehr nass und kalt sein!
Zugegeben: Wenn es wirklich bitterkalt ist, kommt eine Wärmflasche zur Hilfe, oder ich stelle möglicherweise auch mal einen Heizkörper auf 3 – aber das passiert äußert selten, vielleicht auch nur, wenn Gäste zu Besuch kommen.“
weitere Beiträge: